Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (G6PD-Defizienz) – Favismus

Die G6PD-Defizienz ist die weltweit häufigste Enzymmangelerkrankung und ist bevorzugt im Mittelmeer, Afrika, Naher Osten und Südasien (Prävalenz 35%) zu finden. Vorteilhaft ist, dass Betroffene resistenter gegen Malaria sind.

Bei diesem X-chromosomal-rezessiv vererbten Mangel, kommt es zu einer Störung des Erythrozytenstoffwechsels mit Hämolyse. Aktuell sind mehr als 150 Genmutationen bekannt. Es gibt auch individuelle Unverträglichkeiten von Noxen und Dosierungen.

Die Diagnose erfolgt durch die enzymatische Bestimmung oder mittels Molekulargenetik. Die Anämie ist die häufigste Auffälligkeit im pädiatrischen Labor und die G6PD-Defizienz ist einfach abzuklären. Eine diagnostische Enzymaktivitätsmessung zum Klassifizieren sollte drei Wochen nach einer Krise erfolgen.

Die WHO unterscheidet je nach Enzymaktivität fünf Klassen. Klasse IV zeigt normale (>60-150%) und Klasse V eine gesteigerte Aktivität (asymptomatisch).

Symptoms

Die meisten Betroffenen haben eine hohe Restaktivität und sind dadurch subklinisch.

Bei der moderaten Klasse III (10-60% enzymatischer Aktivität) induzieren Trigger wie Infektionen, Katabolismus, metabolische Entgleisung, Hypothermie, Einnahme spezifischer Medikamente, traditioneller Medizin, Farbstoffe (z.B. Henna) oder Nahrungsmittel eine hämolytische Anämie (mit Hämoglobin-Level <6g/dl), allerdings akute hämolytische Krisen sind hier selten.

Ein schwerer Verlauf mit intermittierender Hämolyse besteht bei einer Enzymaktivität von bis zu 10% (Klasse II) und hat meist einen progressiven Verlauf. Selten kommt es zur Klasse I (Klasse-I-G6PD-Mangel) mit sehr niedriger Aktivität und einer chronischen hämolytischen Anämie auch ohne Noxe, mit Manifestation im Neugeborenenalter.

Schwangere mit G6PD-Mangel haben ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie, Spontanabortus, niedrigem Geburtsgewicht und postnataler Anämie. Eine Prophylaxe mit Acetylsalicylsäure muss individuell entschieden werden.

Neugeborenen können komplizierte Verläufe von Hyperbilirubinämie mit dem Risiko eines Kernikterus haben.

Bei Hepatomegalie, Splenomegalie oder Hämoglobinurie (red flag) ist ein ärztliche Konsultation notwendig.

In der Regel zeigen Erkrankte mit moderatem Verlauf 24-72 Stunden nach der Einnahme der Noxe Symptome wie Fieber, Ikterus, Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung, Bauch-, Kopf-, Rückenschmerzen oder rot-braunen Harn.

Bei wenig enzymatischer Restaktivität, kann der Auslöser innerhalb von Stunden zu einer hämolytischen Krise führen, die in jedem Lebensaltern auftreten können.

Therapy

Verhaltensprävention durch Vermeidung von Triggern wie bestimmte Medikamente (siehe Medikamentenliste), Hypothermie, Stressvermeidung und Nahrungsmittel (Bohnen, blauer Farbstoff).

Dies impliziert auch Angehörigenschulung und Information an den behandelnden Arzt. Selbstkontrolle mittels Harnstreifen und Abtasten der Lebergröße.

Auch Impfungen zur Infektionsprophylaxe sind effizient.

Transkutanes Bilirubin-Screening beim Neugeborenen. CMV-Screening bei Schwangeren, um eine akute Infektion behandeln zu können und hinsichtlich Anämie zu testen. Ebenso gibt es auch eine CMV-Übertragung beim Stillen.

Tragen eines Notfallpasses mit Blutgruppe, Empfehlung für Anästhesie, Antibiotikagabe und Schmerzmedikation, perioperative Laborkontrolle. Ambulante Anästhesie ist nicht empfohlen.

Im Falle einer hämolytischen Krise ist die Verabreichung von Bluttransfusionen, Sauerstofftherapie und ggf. intensivmedizinische Maßnahmen erforderlich.

Symptomatische Therapie mit oralem Eisen (Gesamtkörpereisen Normwerte WHO: 130 g/l für Männer; 120g/l Frauen; Schwangeren 1. und 3. Trimester 110g/l und 2. Trimester 105g/l) und Folsäure (bei Schwangeren) ev. zusätzlich Erythropoetinkur.

References

  • kinderblutkrankheiten.de, 2019
  • g6pd.org
  • https://www.orphananesthesia.eu/en/rare-diseases/published-guidelines/glucose-6-phosphate-dehydrogenase-deficiency/241-glucose-6-phosphat-dehydrogenase-mangel/file.html
  • Boyadjian M, Follenfant E, Chamouine A, Maillard O, Durasnel P, Collet L, Blonde Combining Acute Accent R. Acute Hemolytic Anemia Caused by G6PD Deficiency in Children in Mayotte: A Frequent and Severe Complication. J Pediatr Hematol Oncol. 2021 Dec 30.
  • https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/025-027l_S1_Anaemiediagnostik-im_Kindesalter_2018-05.pdf
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2491315/pdf/bullwho00064-0002.pdf